Der damalige Kreis Grevenbroich beschließt die Errichtung eines Gymnasiums in Dormagen-Hackenbroich.
Schüler-Lehrer-Kommunikation
Die Schüler-Lehrer-Kommunikation kann auch eine Version annehmen, die in pädagogischen Seminaren eher nicht besprochen wird: Klausuraufsicht in der 6. Stunde, nichts Aufregendes, eher etwas, wobei man, als Lehrer, schon mal entspannen kann.
Man löst den aufsichtshabenden Lehrer ab und setzt sich ans Pult, geschäftlich, aber gelassen blickend. Die Schüler lassen sich nicht stören, so wie es sein soll, allenfalls eine flüchtige Begrüßung. Da ich Aufpassen als nicht so aufregend empfinde, schlage ich ein Buch auf, was aber auch nicht verhindern kann, dass meine zur Aufsicht abgeordneten Äuglein bei ihren Aufschlägen die geschlossene Position zeitlich etwas herauszögern.
Mit geschlossenen Augen in der Klausuraufsicht, coram publico, das geht gar nicht. Ich erinnere mich an Barlachs „Lesenden Klosterschüler“, habe das Buch nicht auf dem Schoß, aber auf der Bank, rücke mich auf dem Stuhl zurecht, dabei meinen Rundrücken etwas korrigierend und bilde mir ein, die gelassen kritische Aufmerksamkeit, wie sie Barlach seinem Klosterschüler mitgegeben hat, zu verkörpern. Schnell wird mir klar: Das ist nicht nur Kampf, das ist Krampf. Ich muss mich auf meine Art bequem hinsetzen: Seitlich zum Pult, das linke Bein über das rechte geschlagen, der rechte Arm stützt den Kopf und die Hand verdeckt ein wenig die Augen, das Buch liegt auf dem Schoß, jedenfalls das wie beim Klosterschüler. Diese Haltung tut so gut, ich kann die Augen sogar mal kurz zu machen. Das ist gut – das ist gut – das ist sehr gut. Gedanken und Bilder verschwimmen, Barlach und Burlo, ein Ort, an dem ich in der Tat, aber Gott sei Dank nicht allzu lange, Klosterschüler war, fließend verschwommen alles, lässt mich in Ruhe – schlafen.
Wie lange das Glück gedauert hat, kann ich nicht mehr sagen. Am Steuer eines Autos dauert es nicht sehr lange, in einer Klausuraufsicht eher länger, bis es bei dem einen oder anderen Schüler Gutes getan hat, wenn überhaupt möglich. Es war ein leises Gemurmel, verhaltenes Kichern, Rumoren, dass ich aufgewacht bin. Die Schüler haben ihr Recht gefordert: Der Lehrer soll da wie immer in Aufmerksamkeit sitzen, damit sie in gewohnter Ruhe arbeiten können.
Peter Stevens, langjähriger Lehrer am LGD