Der damalige Kreis Grevenbroich beschließt die Errichtung eines Gymnasiums in Dormagen-Hackenbroich.
Gedanken zum 50. Gründungstag des LGD
Von 1978 bis 1987 habe ich diese Schule sehr regelmäßig besucht 😊, danach tatsächlich noch einige Male (als Referent beim BIT und vor dem Kollegium) und zu einigen Abiturtreffen.
Wenn ich aus großer zeitlicher Ferne auf das LGH und die Personen, die es damals ausmachten, zurückblicke, fallen mir natürlich einige Namen und Ereignisse ein, die sicher auch bei anderen Mitschüler/innen noch im Gedächtnis sind. Originale im Positiven (z.B. Herr Küffer) wie auch im Herausfordernden (Herr Weichsel, die Dres Vilter und Hermes, Kisteneich, Himmes), die erlebbaren Ergebnisse von Engagement (Schulkonzerte mit dem Pausenchor von Frau Orendi), Skiwandertag in Winterberg, kurze Schülerfahrten und Einladungen von H. Ksoll, oder die Schulhof-Posse zu Tschernobyl 1986 um „Pause drinnen“ (Realschuldirektor von der SPD) vs „Pause draußen“ (OStD Darga von der CDU) usw.
Was in meinem persönlichen Blick zurück allerdings viel wichtiger ist, entsprang aus 2 Zufällen, die sich in der Oberstufe zugetragen haben. Mit meinen LKs Französisch (Winkelmann) und Erdkunde (Dr. Hermes) war davon auszugehen, daß sich mindestens ein sinnvolles Ziel für die Abschlußfahrt ergeben müßte. Tat es aber nicht. Dr. Hermes wollte uns nach Ratzeburg (!) lotsen, das stieß auf großen Widerstand, da andere Kurse nach Jugoslawien, Cote d’Azur oder Italien fuhren. Auch Herr Winkelmann zeigte keine Energie, etwas zu organisieren für die 15 Schülerinnen und mich in seinem Kurs. So blieb mir als einem von wenigen die freie Auswahl unter allen Zielen! Und ich wählte – war so ein Bauchgefühl – die einzige Fahrt, die weit in den Norden ging: mit Fr Heinrichs Englisch LK nach Schottland. Auf der Fahrt im Herbst 1986 durch Glen Coe und Co. entdeckte ich meine Liebe zur nordischen Landschaft, die bis heute anhält und mich immer wieder dorthin zieht, gerade im August 2023 wieder an die Stätten der 1986er Reise.
Der andere Zufall hat mit unseren Fremdsprachenlehrern zu tun. Einer von ihnen, ich meine es war Herr Moll oder Herr Köhler, hatte ab 1985 privat einen Japanisch-Kurs am Japanischen Kulturinstitut in Köln belegt und in einer Art AG die Inhalte an einem Nachmittag pro Woche an einige interessierte Schüler/innen weitergegeben. Ich hatte während der LGH-Jahre schon Englisch, Latein, Französisch und Spanisch belegt und privat an der VHS Russisch gelernt (dass Herr Ksoll und mein Pulheimer VHS Russisch-Kurs dieselbe Reise in die UdSSR buchten und wir uns 1985 dort sahen, ist noch ein anderer Zufall!). Jedenfalls war mein Interesse an anderen Sprachen und Schriften groß und so saß ich fasziniert in des Lehrers „Ich-AG“ und begann Hiragana und Katakana schreiben zu lernen. Nach dem Abi habe ich mich dann selbst in Köln beim Jap. Kulturinstitut angemeldet und dort während des Zivildienstes weitergelernt (den ich, nebenbei gesagt, auch auf der Geldmacher-Straße im dortigen Krankenhaus leistete, also schon die 2. Station auf der Straße ohne wirklich Geld zu machen!). Und so traute ich mich immer näher an die eigentliche Herausforderung heran: Chinesisch. In Köln wurde im Herbst 1990 ein neuer Studiengang eingerichtet: Regionalwissenschaften China. Den habe ich belegt und dann auch das Japanisch-Lernen beendet, denn da kommt man doch leicht durcheinander…
Seit 33 Jahren nun bin ich familiär, beruflich, und emotional mit Ostasien verbunden, bin oft gereist, habe 8 Jahre dort in Studium und Beruf verbracht, meine jüngere Tochter ist dort geboren, beide Kinder sind zweisprachig aufgewachsen. Ich bin mir sicher, dass ohne die Initiative unseres Lehrers, aus eigenem Antrieb einen Japanisch-Schnupperkurs für uns Schüler anzubieten, für mich die Hürde sehr viel höher gewesen wäre, mich an eine ostasiatische Sprache heranzutrauen. So bin ich sehr dankbar für den Zufall, der mich in diesen doch sehr informellen Nachmittagskurs gebracht hat. Er war wirklich richtungsweisend und lebensprägend für mich.
Stefan Hoffmann, Abi-Jahrgang 1987