Der damalige Kreis Grevenbroich beschließt die Errichtung eines Gymnasiums in Dormagen-Hackenbroich.
Variationen von Schüler-Lehrer-Kommunikation
Deutsch in der Mittelstufe in „meiner“ Klasse, also auch als sog. Klassenlehrer. Auf dem Programm stand Alfred Anderschs Sansibar oder der letzte Grund, in welchem Roman es u.a. um Barlachs Skulptur des „lesenden Klosterschülers“ geht, die vor den damaligen Angriffen auf die „entartete Kunst“ in einer aufregenden Aktion ins Ausland gerettet werden sollte.
Aber auch sonst bot der Roman heranwachsenden Schülern einiges, was sie angehen konnte. Allein ein verpasster 1. Kuss füllt einige Seiten. Mit dem Interesse und der Mitarbeit der Schüler war ich also sehr zufrieden.
Bis kurz vor den Weihnachtsferien. Nicht, dass die Schüler nun lieber in gegenseitigem Gespräch und tuschelndem Hin und Her die großen und kleinen Probleme ihres Alltags verhandelt hätten, aber die Aufmerksamkeit und Konzentration war seltsam gespalten. War etwas Schlimmes passiert, das die Schüler beschäftigte, über was sie aber nicht reden wollten oder war es doch Desinteresse, das sie hinter einer höflichen Starre verbargen? Es war anders als sonst, es ging so dahin.
Die große Frage klärte sich am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien, in der damals sog. Ordinariatsstunde. Meine Schüler schenkten mir einen Wollpullover zu Weihnachten, warm, dick und bunt, in einzelnen Teilen zusammengesetzt und vor allem – selbstgestrickt. Und da wusste ich, wo und wann er entstanden war: Eben auch „unter der Bank“ in den Deutschstunden. Geschlechtsspezifische Probleme, was das Stricken angeht, gab es übrigens nicht.
Ich finde, die Schüler haben eine weise Entscheidung zwischen Literatur und Leben getroffen, und das nicht, weil ich es schön warm hatte – mit meinem schönen, dicken Pullover im Straßenkarneval. Vielleicht aber war es auch ganz anders und die Literatur hat das Leben ein wenig gegängelt.